In dieser ersten Phase geht es darum, für die einer Smart-City-Lösung zugrundeliegende innovative Idee zu definieren, wie diese eine konkrete kommunale Herausforderung adressiert oder ein Bedürfnis der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer erfüllt.
Ebenso ist dies eine Phase der kreativen Weiterentwicklung inspiriert durch ähnliche Anwendungen oder ein beharrliches Problem und die Anpassung der Idee an die kommunale Realität. Meist profitiert dieser Prozess von besonders innovativ und kreativ denkenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die deshalb von Beginn als treibende Kräfte unterstützt werden sollten, um mit Tatendrang kommende Entwicklungsphasen erfolgreich bewältigen zu können.
Um ein möglichst klares Entwicklungsumfeld zu schaffen ist es aber ebenso bedeutsam, den Wert der Smart City Lösung festzuhalten. Man spricht hier von einem sogenannten Proof of Value (Proof of Value), der zum einen die Entwicklerinnen und Entwickler anhält, ihre Lösung immer wieder auf ihren konkreten Wert für die Kommune hin zu prüfen und ihnen gleichzeitig ermöglicht, die Idee den notwendigen Stakeholdern gewinnbringend vorzustellen. Um dabei zu verstehen, wer die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer der Lösung sind und was genau diesen helfen würde, hilft es zu diesem Entwicklungsschritt die potenziellen Zielgruppen durch Innovationsprozesse wie Hackathons einzubeziehen. Zudem lohnt sich der Blick in andere Kommunen, um sowohl die Verbesserung bestehender Lösungen als auch die Integration konkurrierender Lösungen in das Smart-City-Ökosystem zu fördern.
Ist der Proof of Value (PoV) in seiner ersten Iteration aufgestellt, gilt es die Weiterentwicklung der Idee auf ihre konzeptionelle Machbarkeit auszurichten, die sich mit einem Proof of Concept (Proof of Concept) nachweisen lässt. Ein solcher Proof-of-Concept (PoC) dient bei schneller technologischer Entwicklung und geringer Umsetzungserfahrung dazu, die Machbarkeit einer möglichen Umsetzung zu überprüfen und die Skalierbarkeit einer Innovation zu bewerten. Dazu ist es wichtig, die Potenziale einer Innovation und ihr mögliches Betreibermodell anhand der technischen Machbarkeit, der institutionellen Rahmenbedingungen, finanzieller Ressourcen und der Nutzerakzeptanz zu analysieren.
Meilensteine
Weitere Kriterien
Kriterium | Kriterien-Kurzbeschreibung | Workstream |
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Die Ausrichtung und Konzeption eines Smart-City-Vorhabens sollten sowohl den identifizierten Problemraum als auch den Lösungsraum klar umfassen und den konkreten Nutzen für die jeweiligen Zielgruppen benennen. Beides sollte noch vor der Entscheidung eine eigene Lösung zu entwickeln bedacht werden (siehe Kernergebnisse). Hierbei ist es entscheidend, nicht nur die aktuellen Herausforderungen und Engpässe zu erfassen, sondern auch Potenziale und Möglichkeiten für innovative Lösungsansätze in einem sich rapide entwickelnden Technologiefeld zu identifizieren. Ebenso ist es wichtig, bereits bestehende kommunale Ziele und Strategien (wie z.B. das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) oder in den Bereichen Mobilität oder Klimaneutralität) zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass das Smart-City-Vorhaben nahtlos in die bestehende Agenda integriert wird und Synergien genutzt werden können. | WirtschaftlichOrganisatorischTechnischFinanziell | |
Um eine umfassende Perspektive auf die Einsatzmöglichkeiten einer Smart-City-Lösung zu erhalten, sollte eine Kommune die Bedürfnisse und Anforderungen verschiedener Anwendungsgruppen sowie das das Umfeld für eine erfolgreiche Umsetzung fortlaufend analysieren. Die Verantwortung für solche Analysen des Entwicklungsumfeldes liegt in der Regel in der Zuständigkeit der strategischen Planung oder des Innovationsmanagements. Für einen umfassenden Blick auf die Möglichkeiten zur Wertschöpfung einer Lösung müssen verschiedene Fachbereiche zusammenarbeiten, darunter die zuständigen Stellen für Marketing, Forschung und Entwicklung sowie für den Austausch mit anderen Kommunen. Die Analyse sollte nicht nur auf bestehende Bedürfnisse, sondern auch auf potenzielle zukünftige Trends abzielen. Mitarbeitende sollten ermutigt werden, proaktiv innovative Ideen zu generieren und Chancen für neue Tätigkeitsfelder der Kommune zu identifizieren. Die Fähigkeit, frühzeitig auf Marktdynamiken zu reagieren, sichert nicht nur die Erfolgsaussichten einer Smart-City-Lösung, sondern fördert auch die Entwicklung einer gemeinsamen Vision für die Zukunft der Kommune (Mission Mystique). | WirtschaftlichFinanziell | |
Bereits zu Beginn eines Smart-City-Projekts müssen die kommunalen Projektverantwortlichen sicherstellen, dass alle Fragen zum Datenmanagement geklärt sind und eine effektive Zusammenarbeit mit externen Partnern gewährleistet ist. Alle Projektbeteiligten, darunter Datenschutzbeauftragte, Rechtsabteilungen und IT-Experten, sind wichtig, um rechtliche und technische Probleme schnell und umgehend zu lösen. Unternehmerisches Denken ist dabei wichtig, weil es darauf ankommt, sich für die richtigen Partner zu entscheiden. Dazu müssen die Projektverantwortlichen wissen, wie potenzielle Partner zu bewerten sind, damit eine erfolgreiche Zusammenarbeit gewährleistet wird. Eine proaktive Herangehensweise bei der Suche nach Kooperationspartnern, beispielsweise mit Start-ups, etablierten Technologieunternehmen, kommunalen Dienstleistern oder Forschungseinrichtungen, fördert den Innovationsgeist und hilft Kommunen technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. | TechnischOrganisatorisch | |
Investoren verfügen oft über ein umfangreiches Netzwerk und Ressourcen in ihrer Branche oder ihrem Geschäftsbereich. Wenn eine Kommune den Zugang zu Investoren-Netzwerken in einer bestimmten Branche erfolgreich nutzt, kann sie nützliche Informationen über den Markt und die Marktzugänglichkeit für Smart-City-Lösungen gewinnen. Diese Netzwerke bieten Einblicke in aktuelle Trends, technologische Entwicklungen und potenzielle Partnerschaften, die für die Umsetzung von Smart-City-Lösungen von entscheidender Bedeutung sein können. Durch die Zusammenarbeit mit Investoren kann die Kommune auch von deren Erfahrung und Expertise profitieren, was die Planung und Umsetzung von Projekten effizienter und effektiver macht. Die jeweiligen Wirtschaftsförderungsunternehmen oder -abteilungen sollten hierbei unterstützend tätig sein. Sie können Verbindungen zu relevanten Investoren herstellen und den Dialog zwischen der Kommune und potenziellen Partnern fördern. Darüber hinaus können sie durch die Organisation von Veranstaltungen, Workshops und Netzwerkveranstaltungen dazu beitragen, das Bewusstsein und Interesse der Investoren an Smart-City-Initiativen zu steigern. Die Wirtschaftsförderung kann auch bei der Identifizierung von Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogrammen helfen, um die Umsetzung der Projekte zu unterstützen. Durch die strategische Nutzung von Investoren-Netzwerken und die aktive Einbindung der Wirtschaftsförderung kann die Kommune ihre Smart-City-Initiativen erfolgreich vorantreiben und gleichzeitig sicherstellen, dass die Lösungen den Bedürfnissen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger entsprechen. Diese Synergie zwischen öffentlicher Hand und privaten Investoren ist ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen Erfolg von Smart-City-Initiativen. | Finanziell | |
Die Erstellung eines Geschäftsmodells sollte die Bedürfnisse und Interessen relevanter Stakeholder von Anfang an mit berücksichtigen. Ein Erfolgskriterium ist dabei die Fähigkeit, das Geschäftsmodell so zu entwickeln, dass dieses die Werte und Erwartungen der Stakeholder unmittelbar anspricht, um eine breite Unterstützung und Akzeptanz für die Smart-City-Lösung sicherzustellen und langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Das Geschäftsmodell muss dabei rechtliche Rahmenbedingungen wie das Kommunalwirtschaftsrecht und die aktuelle Ressourcenausstattung der Kommune berücksichtigen. Dazu ist in dieser Kriterienkarte unten eine Auswahl klassischer Eigentums- und Betreibermodellvarianten angeführt. | WirtschaftlichOrganisatorisch | |
Die strategische Ausrichtung und Motivation eines kommunalen Smart-City-Teams bilden entscheidende Grundlagen für die erfolgreiche Einführung und Etablierung neuer Technologien und Arbeitsweisen. Die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden kann gefördert werden, indem eine klare Vision und Strategie formuliert werden. Die Führungsebene muss dabei sicherstellen, dass diese Vision verständlich kommuniziert wird, um motivierend für die Mitarbeitenden zu wirken. Zudem sollten die Bedenken und Fragen der Mitarbeitenden direkt in die Weiterentwicklung strategischer Ziele einfließen und eine enge Anknüpfung an die bisherigen Arbeitsweisen erfolgen, damit die Teamausrichtung von allen getragen wird und die strategische Zielsetzung als Katalysator für den gemeinsamen Teamerfolg wirken kann. | Organisatorisch | |
Die Analyse verschiedener Anwendungsbereiche für eine neue Smart-City-Lösung ermöglicht es, die jeweiligen Rahmenbedingungen für den Einsatz vorab kennen zu lernen und damit eine strategisch sinnvolle Ausrichtung der Lösungsentwicklung vorzunehmen. Entscheidende Kriterien sind dabei unter anderem die primären Nutzungsgruppen, die Voraussetzungen für eine hohe Akzeptanz und die Bewertung von förderlichen und hemmenden Marktdynamiken im Umfeld der Lösung. Diese Analysen bilden die Grundlage für die Entwicklung von einem zielgerichteten und skalierbaren Konzept und Betriebsmodell. | Wirtschaftlich |
Good Practice
Projekt | Kurzbeschreibung | V&T Kriterien |
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Ein Beispiel für die komplexe Aufgabe eines erfolgreichen Proof of Concept zeigt sich an der Berliner MPSC Maßnahme Data Governance (Data & Smart City Governance am Beispiel von Luftgütemanagement), initiiert durch das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin. Im Zentrum der Maßnahme steht die Entwicklung einer Data Governance Strategie (Teil des PoC) am Anwendungsfall einer Luftgütemanagementlösung für Berlin. Anhand der Luftgütemanagementlösung soll diese Maßnahme Lösungsvorschläge für übergeordnete Data Governance Herausforderungen herausarbeiten, die insbesondere in Zusammenarbeit mit Industriepartnern regelmäßig aufkommen. Insofern mussten zwei miteinander verschränkte PoC mit zwei verschiedenen Stakeholdergruppen verfolgt werden. Dieses gelang nach sehr ausgiebigen Konsultationen mit den jeweiligen Partnern und in einer weiteren Iteration nach Fertigstellung der Berliner Smart-City-Strategie (Gemeinsam Digital: Berlin) in einem Partizipations-Workshop. In diesem wurden sowohl die Verankerung des Projekts in den übergeordneten Berliner Smart City Zielen als auch das Verständnis der jeweiligen Stakeholdergruppen für die jeweils andere Ebene des Projekts erreicht. | ||
Ein Beispiel für das zentrale Kriterium des Aufbaus von Partnerschaften zur Schaffung von Synergien zwischen den Beteiligten zeigt sich am Smart City Research Lab Bamberg (SCRL), ein aus dem Modellprojekt Smart City Bamberg gefördertes, interdisziplinäres Forschungsnetzwerk der Universität Bamberg (Smart City Forschung und Innovation ausbauen, Förderung von Smart City Forschung). Da sich die Stadt Bamberg als Kommune in Haushaltsnotlage befindet, hat sie selbst keinen Spielraum für zusätzliche Projekte. Bamberg identifizierte deshalb das SCRL als möglichen Partner, um innovative Lösungen zu entwickeln. Die Partnerschaft mit dem SCRL führt dazu, dass die Stadt Bamberg auf ihrem Weg zur Smart City durch gemeinsame Forschungsprojekte und die Organisation des wissenschaftlichen Austauschs unterstützt wird. Kriterien für die Auswahl des Partners umfassten die Bündelung des Fachwissens und die enge Zusammenarbeit für Innovationsprojekte mit lokalen Firmen. Konkret werden im Rahmen des Smart City Research Labs Untersuchungen, Tests und Befragungen z. B. zu Wirkungen, Vor- und Nachteile oder Langzeitkosten innovativer Maßnahmen durchgeführt. Seit der Gründung im Jahre 2021 wurden Plattformen für gemeinsame Diskussionen und „Smart Talks“ geschaffen. Bereits zum wiederholten Mal fand 2024 die vom SCRL initiierte Projektmesse statt, bei dem sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über aktuelle, abgeschlossene und geplante Projekte informieren und in Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden dazu austauschen können. |