Die horizontale Skalierung beschreibt den räumlichen Transfer der entwickelten Lösung auf andere Kommunen. Dieser Schritt ist wichtig, damit eine Lösung in möglichst vielen Kommunen zum Einsatz kommt und dadurch ihren vollen Nutzen entfalten kann. In diesem Prozess entstehen häufig ein oder mehrere „Schwesternprodukte“, die gezielt an die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse der neuen Umgebung angepasst sind. Dies kann Anpassungen in Bezug auf technische, finanzielle und rechtliche Aspekte, Governance-Strukturen und soziokulturelle Faktoren umfassen (Anpassungen an den neuen Anwender-Kontext). Um diese Besonderheiten zu identifizieren, sollte die Entwickler-Kommune eine umfassende (Markt-)Analyse des neuen Kontexts durchführen und die nachnutzende Kommune eng in den Anpassungsprozess einbeziehen. Auch die Finanzierung spielt bei der horizontalen Skalierung eine wesentliche Rolle (Finanzierung horizontale Skalierung). Es müssen Investitionen in die Weiterentwicklung der Lösung, Teamerweiterungen, verstärkte Marketingaktivitäten und die effiziente Skalierung der Lösung sichergestellt werden. Im kommunalen Kontext bietet der Vertrieb der entwickelten Lösung eine Möglichkeit, Einnahmen zu generieren. Dies kann z.B. über Vertragsmodelle und Lizenzierung geschehen. Gleichzeitig fördert der Lösungstransfer den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit unter Kommunen. Damit die Lösung auch im neuen Kontext dauerhaft funktioniert, müssen die Anforderungen an Standardisierung in einer früheren Phase gelegt worden sein (siehe Phase P2 - Prototypentwicklung). Zudem sollten Maßnahmen zur Qualitätssicherung wie beispielsweise Schulungsprogramme zur Einführung der Lösung konzipiert und „mitgeliefert“ werden. Dieser Wissenstransfer sollte dabei nicht nur explizites, sondern auch implizites Wissen umfassen, da dieses oft schwer zu interpretieren und zu übertragen ist. Die Organisation und Dokumentation des Wissenstransfers sollte unbedingt mit allen beteiligten Akteuren erfolgen, um sicherzustellen, dass das Wissen effizient und effektiv geteilt wird (Wissenstransfer in der Skalierung). Der erfolgreiche Transfer von digitalen Lösungen eröffnet die Möglichkeit, bewährte Praktiken zu teilen und dadurch Synergien zu schaffen, um eine schnelle Entwicklung von Smart-City-Lösungen gemeinsam voranzutreiben.
Meilensteine
Kriterium | Kriterien-Kurzbeschreibung | Workstream |
---|---|---|
Bei der Übertragung einer Innovation auf eine andere Kommune ist es oft notwendig, sie an den spezifischen Kontext, die Bedürfnisse und die Rahmenbedingungen der Zielkommune anzupassen. Dies kann Anpassungen in Bezug auf technische, finanzielle und rechtliche Aspekte, Governance-Strukturen und sozio-kulturelle Faktoren umfassen. Eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung des Produkts garantiert, dass es den sich ändernden Anforderungen und Bedürfnissen gerecht wird. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren sowohl im ursprünglichen als auch im neuen Kontext. | OrganisatorischTechnischWirtschaftlich | |
Die Finanzierung der horizontalen Skalierung im kommunalen Kontext entspricht dem Konzept der Series-B-Finanzierung von Start-ups. Sie ermöglicht es Kommunen, ihre erfolgreich entwickelten digitalen Lösungen anderen Kommunen anzubieten. Hat eine Kommune eine erfolgreiche Lösung aufgebaut, stellt sich die Frage, ob diese Lösung auch in anderen Kommunen übertragen werden kann. Diese horizontale Skalierung kann durch größere oder geteilte Ressourcen wichtig für die bessere Wirtschaftlichkeit der Lösung sein. Besteht von der entwickelnden Kommune die Absicht zum Transfer, sind dafür weitere Investitionen entscheidend, um die Weiterentwicklung der Lösung, Teamerweiterungen, anschlussfähige, größere Hardware oder Cloud-Lösungen, verstärkte Marketingaktivitäten und die effiziente Skalierung des Angebots sicherzustellen. Um für den Transfer attraktiv zu sein, muss die Lösung bestimmte Qualitätsstandards einhalten und es muss sichergestellt werden, dass sie in verschiedenen Umgebungen funktioniert. Der Vertrieb von Lösungen an andere Kommunen kann über verschiedene Vertrags- und Lizenzierungsmodelle erfolgen. So können Einnahmen generiert werden und es findet ein Austausch von Wissen statt. Außerdem verbessert sich das Image als innovative Kommune und die Zusammenarbeit zwischen Kommunen. Dieses Kriterium zeigt, wie die bestehende Infrastruktur und die betrieblichen Prozesse angepasst werden müssen, damit mehr Nachfrage bewältigt werden kann und effizienter gearbeitet wird. | Finanziell | |
Für den schnellen Transfer einer Smart-City-Lösung in die kommunale Breite benötigt eine Kommune eine umfangreiche Finanzierung. Große Investitionsumfänge sind wichtig, um eine digitale Lösung schnell weiterzuentwickeln, zu verbessern und auf den Markt zu bringen, um eine starke Präsenz aufzubauen und eine breite Nutzerbasis anzusprechen. Hierbei ist zu beachten, dass große Investoren für ihre Entscheidung manchmal bereits den Nachweis erfolgreicher Kooperationen mit anderen Kommunen oder mit der Privatwirtschaft benötigen. Deshalb kann ein frühzeitiger Transfer einer Smart-City-Lösung in andere Kommunen (horizontale Skalierung) in dieser Phase zu einem lebenswichtigen Erfolgsfaktor für das weitere Wachstum werden und sollte daher von Beginn an eingeplant werden. | Finanziell |
Weitere Kriterien
Kriterium | Kriterien-Kurzbeschreibung | Workstream |
---|---|---|
Die erfolgreiche Einführung und Skalierung von Lösungen erfordert die Schaffung von speziellen Formaten und Mechanismen zur Verbreitung von Wissen und Erfahrungen innerhalb der kommunalen Verwaltung und darüber hinaus. Dies beinhaltet den Aufbau von Wissensplattformen, Schulungsprogrammen und Austauschnetzwerken, um sicherzustellen, dass das erlangte Wissen und die bewährten Praktiken systematisch geteilt, diskutiert und angewandt werden. Es ist von hoher Relevanz, dass die Organisation und Dokumentation des Wissenstransfers mit allen beteiligten Akteuren erfolgt, um sicherzustellen, dass das Wissen effizient und effektiv geteilt wird. Der kontinuierliche Wissensaustausch fördert nicht nur die interne Zusammenarbeit und Effektivität, sondern ermöglicht auch eine breitere Anwendung und Anpassung von bewährten Ansätzen. | Organisatorisch |
Good Practice
Projekt | Kurzbeschreibung | V&T Kriterien |
---|---|---|
Die Smart Village App ist ein Beispiel dafür, wie eine digitale Lösung konzipiert werden kann, um Anpassungen an den neuen Anwender-Kontext leicht vornehmen zu können. Smart Village Solutions SVS hat die App in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bad Belzig 2018 entwickelt. Sie funktioniert als eine Open-Source-Plattform, über die lokale Informationen gebündelt und digitale Dienste für Bürgerinnen und Bürger angeboten werden können. Sie basiert auf einem modularen Baukastensystem, sodass sich Kommunen je nach ihren Bedürfnissen „ihre“ eigene App konfigurieren können. Die Kombination aus dem Open-Source-Ansatz und einer kommunenübergreifenden Zusammenarbeit ermöglichte es, Funktionen zu entwickeln, die für viele Anwendungskontexte nutzbar sind. Der dadurch entstandene modulare Charakter der Lösung erlaubt es (auf Basis einer durchgeführten Anforderungsanalyse gemeinsam mit der Zielkommune), Funktionen, Inhalte und Designs angepasst an die spezifischen kommunalen Gegebenheiten und Bedarfe auszuwählen. Bisher wurde dieser App-Baukasten bundesweit von einer Vielzahl von Kommunen zur Einführung ihrer Bürger-App genutzt. |